Was sind Faszien?

Faszien, das unterschätzte Organ!

Faszien sind feine, bindegewebige Häute, die unsere Organe, Muskeln, Knochen, Nervenbahnen, sowie Lymph- und Blutgefäße umhüllen und somit voneinander abgrenzen. Sie gehen wie ein Geflecht nahtlos ineinander über, ohne Anfang oder Ende.  Störungen im Bereich dieser Faszien können unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit beeinträchtigen. Störungen können aber auch zu Schmerzen, Blockaden oder sogar vorzeitigem Verschleiß führen.

Funktionen
Dynamik der extrazellularen Flüssigkeit

Als extrazellulare Flüssigkeit bezeichnet man den Anteil der Körperflüssigkeit, der sich außerhalb der Zelle, also im Extrazellularraum befindet. Es umfasst vor allem Blutplasma, die Lymphe und die interstitielle Flüssigkeit (Gewebeflüssigkeit). Die Faszien werden von der Gewebsflüssigkeit umspült. Gleichzeitig werden auch die Blut- und Lymphgefäße von Faszien umhüllt. Somit kann es aufgrund von Elastizitätsverlust und Verklebungen der Faszien zu einer Stauung von venösem Blut, Lymphflüssigkeit, sowie der Gewebeflüssigkeit kommen.

Ein Verkleben der Faszien kann durch den körpereignen Stoff Fibrinogen, der bei der Blutgerinnung in Kombination mit anderen körpereigenen Stoffen einen unlöslichen Fibrinkomplex ausbildet, noch verstärkt werden. Durch diese Fibringerinnung verkleben die Faszien intensiver miteinander und können somit eine schon bestehende Stauung noch verschlimmern. So entsteht ein Teufelskreis, der zu chronischen Erkrankungen und Degenerationen führen kann.

Im menschlichen Körper steht kein Blutgefäß, keine Lymphbahn und kein Nerv im direkten Kontakt mit den Organzellen. Alle Strukturen sind stets durch den sogenannten Zwischenzellraum, welcher mit  Gewebeflüssigkeit  gefüllt ist, voneinander getrennt. Dieser Zwischenzellraum muss von Molekülen, Botenstoffen oder Nervenimpulsen unterschiedlichster Art wie eine Art Transitstrecke überwunden werden.

Sowohl Aufbau als auch Funktion des Zwischenzellraums sind in den vergangenen Jahrzehnten durch die histologische und biochemische Forschung intensiv untersucht worden. In vielen Naturheilverfahren wird diesem Zwischenzellraum eine große Bedeutung zugemessen. 

Der Zwischenzellraum erfüllt folgende Aufgaben:

  • Ernährung der Zellen durch Gewebeflüssigkeit
  • Entsorgung alter oder toter Zellen
  • Filterung und Einlagerung von Stoffwechselendprodukten
  • Spezifische und unspezifische Immunabwehr
  • Informationsübertragung
  • Informationsspeicherung

Der Zwischenzellraum kann daher als „Marktplatz“ für den Austausch und die Einlagerung unzähliger Stoffwechselprodukte und Informationen betrachtet werden. Dieser Marktplatz stellt in seiner Gesamtheit ein körperweites, stark vernetztes System dar.

Das gestaute Gewebe kann daher auch als „Mülldeponie“ missbraucht werden. Schädliche Säuren, Eiweiße, Staubpartikel, Farbstoffe und andere Substanzen werden im Grundsystem abgelagert um die Organfunktionen so lange wie möglich unbehelligt zu lassen.

Man spricht von der so genannten „Verschlackung“, die mit einer beginnenden Gewebsazidose (Übersäuerung) und einem Anstieg von freien Radikalen einhergeht. Diese „Verschlackung“ der Transitstrecke führt dazu, dass das Bindegewebe und die benachbarten Zellen nicht mehr ausreichend versorgt- und Giftstoffe nicht ausreichend entsorgt werden. Die Zellen werden krank

oder gehen sogar zugrunde. Dies führt zu einer weiteren Verklebung der Faszien. Eine gewisse „Verschlackung“ ist mit zunehmendem Alter als „normal“ anzusehen. Sie erklärt deshalb auch, warum ältere Menschen weniger leistungsstark und widerstandsfähig sind.

Faszien: Sinnesorgan

Unsere reichhaltigsten Sinnesorgane sind nicht Augen, Ohren, Nase oder Haut, sondern unsere Faszien mit den dazu gehörenden Nervenendigungen.  Dort befindet sich die gröβte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen die unser Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten.  Aufgrund dessen bezeichnen wir Faszien im weiteren Sinne auch als ein Sinnesorgan.  Faszien sind mit zahlreichen sympathischen Nervenendigungen durchsetzt. Über diese Nervenendigungen wirken die Faszien positiv aber auch negativ auf unser vegetatives Nervensystem.  So kann durch Entspannung der Faszien das vegetative Nervensystem reguliert werden, was eine positive Auswirkung auf dem gesamten Organismus zu Folge hat.

Auch die Spannung der Faszien wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. Innere Gelassenheit senkt unsere Körperspannung.  Stress dagegen kann die Grundspannung unserer Faszien steigern. Stehen Faszien unter hoher Spannung, fühlen wir uns gestresst und finden keine innere Ruhe.  Haben wir nie gelernt, uns wirkungsvoll wieder auf der Ebene der Faszien zu entspannen und loszulassen, wird die Tonuserhöhung zu unserem Selbst.   

Faszien: Das Netz des Lebens

Das Fasziengewebe, das im Wesentlichen aus Wasser, Kollagen und Zucker-Eiweiß-Verbindungen besteht, verwebt sich zu Taschen, Aussackungen, Hüllen und Strängen in zahlreichen Ausprägungen und vielerlei Formen.  Als eine allgegenwärtige Metamembran durchziehen die kollagenen Fasern den gesamten Körper in jede denkbare Richtung – von oben nach unten, von vorne nach hinten, von innen nach auβen.  Das muskuläre Bindegewebe formt, organisiert und strukturiert, und ist daher das "alles mit allem" verbindende Gewebe.

Faszien und Beweglichkeit

Der gesunde Faszienkörper verbindet zwei wesentliche Eigenschaften: einmal ist er straff, stark und belastbar, und zum anderen verfügt er über eine gröβtmögliche Elastizität.  Dafür braucht er regelmäßig wiederkehrende, adäquate Belastungen oder dauerhafte Reize.  

Auffallend ist, dass die faszialen Gewebe von jungen Menschen eine deutlich ausgeprägte Wellenstruktur aufweisen, ähnlich einer zweidimensionalen Zugfeder. Bei älteren Menschen hingegen verlieren die Fasern meist diese wellenförmige Struktur. Diese Veränderung geht mit einem Verlust der jugendlich elastischen Bewegungsqualität einher.

Da alle Faszien in enger Verbindung untereinander stehen, können so Spannungen in andere Körperteile übertragen werden, z.B. kann eine verkürzte oder verklebte Fußfaszie über das Bein einen Zug auf unseren Rücken oder die Schulter ausüben und dort für Bewegungseinschränkungen sorgen.

Durch psychischen Stress, Operationen, Entzündungen, Stoffwechselerkrankungen Verschlackungen, Schonhaltungen sowie Bewegungsmangel und falschen Gebrauch des Körpers, verkürzen, verhärten und verkleben sich Faszien. Ein Umbau findet statt: die gut dehnbaren Elastin-Anteile nehmen ab und werden innerhalb der Faszie durch zähes, kaum dehnbares Kollagen ersetzt. Der Grundtonus erhöht sich damit um ein Vielfaches und die Faszien verlieren ihre Gleitfähigkeit, werden starr und unbeweglich.

Die gravierenden Folgen: Sie grenzen den Bewegungsspielraum unserer Muskulatur und unserer Gelenke dauerhaft und oft auch schmerzhaft ein.

Faszientherapie

Mit Hilfe von Gymnastik, Sport oder anderen herkömmlichen Bewegungsarten kann zwar der Elastizitätsverlust der Faszien reduziert werden, die vorhandene kollagene Verfilzung und Verklebungen des Bindegewebes aufzulösen und die Faszien zu mobilisieren ist aber leider nicht möglich.

Faszien lassen sich jedoch sehr gut durch manuelle Faszientechniken lösen und mobilisieren. Bei lösenden Techniken, die das Bindegewebe behandeln, wendet der Therapeut einen tiefen, schmelzenden Druck über Hände, Knöchel und Ellebogen an. Die Kunst des Therapeuten ist besteht darin, die Faszien so anzusprechen, dass die natürliche Durchfeuchtung der Gewebe wieder angeregt, und somit die Gleitfähigkeit wie auch die Elastizität  der Faszien verbessert wird.

Durch die Faszientherapie kann der Teufelskreis durchbrochen, fasziale Verklebungen gelöst  und eine bessere Ver- und Entsorgung der Grundsubstanz sichergestellt werden. Durch Instandsetzung der Regelmechanismen wird eine weitgehende Selbstheilung ermöglicht.